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Auf vielen christlichen Websites wird der Fund von Ankersteinen im Zusammenhang mit Noahs Boot gezeigt.
Nach persönlicher Besichtigung dieser und anderer Stellen komme ich jedoch zu dem Schluss, dass es sich hier um eine Fehlinterpretation handelt. Lesen Sie hier weshalb ich zu dieser Meinung gekommen bin.
Auf diesem Foto sieht man Ron Wyatt, den "Erstentdecker" links, mit weißem Bart. Von ihm wurde diese These der Ankersteine zuerst aufgenommen.
Das Steinobjekt ist sehr groß und etliche davon wurden in einem Tal, früher genannt das "Tal der Acht", gefunden.
Es wird angenommen, dass sie ein Stützbalast für die Arche waren, die sie schlussendlich verlor. Das Loch soll dazu gedient haben ein Seil durch zu führen um den Stein mit dem Schiff zu verbinden.
All die Steine liegen angeblich auf einer gedachten Linie die in Richtung der Arche führt.
Die Bibel selbst erwähnt solche Ankersteine nicht.
Im Dorf Sagliksuyu (früher Azrab) befinden sich jene Steine die als Ankersteine angesehen werden. Zu erreichen ist dieses Dorf nur über eine Sandstraße. Das Dorf selbst hat etwa 200 Einwohner. Man nennt es eben auch das "Tal der Acht".
Im Hintergrund sieht man den Ararat.
Dieses Bild zeigt wie die Steine an der Unterseite der Arche befestigt hätten sein können um dem Boot in den Wellen der Flut eine bessere Stabilität zu geben. Versuche in Wassertanks zeigen, dass solch ein Ballast tatsächlich förderlich wäre um ein Kentern des Bootes in hohen Wellenbergen zu verhindern.
Jedoch, alleine die Funktionalität dieser hängenden Ankersteine und die Möglichkeit des Machbaren beweisen nicht, dass es auch angewendet wurde.
Hier sehen sie Henri Nissen neben einem weiteren Stein. Henri Nissen ist der Autor des Buches Noah's Ark Uncovered, woraus auch diese Aufnahme stammt. In seinem Buch geht er eingehend auf die Geschichte der Suche nach Noahs Boot ein und erklärt detailliert welche Funde gemacht wurden.
Die Kreuze die sie auf den Steinen sehen können, erinnern an die Kreuzdarstellungen der Kreuzzüge. Dies ist allerdings nur Vermutung, es ist nicht möglich das genaue Alter der Einkerbungen zu datieren.
Man erkennt, dass von den Kreuzen meist eines davon größer als die restlichen ist und dass es in den wenigsten Fällen 8 Kreuze sind sondern unterschiedlich viele. Teilweise sind die Steine gebrochen, so dass nicht mehr alle Kreuze vorhanden sind.
In der unteren Diashow sehen Sie alle Steine die ich bei meinem Besuch des Dorfes vorgefunden habe und die mit Löchern oder Kreuzdarstellungen sind. Es ist jedoch gut möglich, dass ich nicht bei allen Steinen vorbei gekommen bin :)
Insgesamt habe ich 25 derartige Steine an dieser Stelle fotografiert.
Neben diesen liegen noch etliche Steine ohne solche Symboliken auf der obigen, sichtbaren Seite. Ob diese auf der Unterseite ebenfalls Kreuz haben konnte ich nicht nachgehen.
Bilder 101 - 120, ©Erwin Komarek 2012
Lesen Sie jetzt meinen persönlichen Eindruck der Fundstelle und weshalb ich mich nicht der Meinung anschließen kann, dass es sich um Ankersteine der Arche handeln:
Wir haben mit einem alten Mann gesprochen der sich als Vizebürgermeister des Dorfes ausgab und er kann sich noch an den armenischen Friedhof mit der dazugehörigen Kirche erinnern die an dieser Stelle gestanden hat. Dies erklärt auch die Darstellung der Kreuze.
Die Löcher sollen zum Transport der Steine hineingebohrt worden sein, da sie von einem entfernteren Steinbruch stammten.
Im Bild sehen Sie links den Vizebürgermeister und rechts meinen guten Freund und Wegbegleiter Ramazan Celebi.
Ramazan war mir eine unschätzbare Hilfe in der Organisation der Reise und als Dolmetscher.
Ohne ihn wäre diese Reise nicht möglich gewesen. Herzlichen Dank an ihn an dieser Stelle!
Diese Aufnahme zeigt eine Totale der Fundstelle. Praktisch alle Steine sind in einem Umkreis von etwa 70 Metern und auf engsten Raum. Nur zwei Steine sind etwas weiter entfernt.
Sollten diese Steine tatsächlich vom Boot Noahs abgeschnitten oder verloren worden sein, wären sie in weiches und schlammiges Erdreich abgesunken wie es bei der Bodenbeschaffenheit kurz vor dem Ende der Flut zu erwarten wäre. Weshalb stehen oder liegen sie aber praktisch vollkommen sichtbar auf der Oberfläche; und das für fast 4 Jahrtausende?
Wie hätte Noah die Steine abschneiden können? Er, oder einer seiner Söhne hätte dazu die Arche verlassen und etliche Meter nach unten tauchen müssen; oder er hätte einen Mechanismus benötigt der diese Arbeit übernimmt; ganz abgesehen davon woher er den Zeitpunkt kannte die Steine jetzt abzuschneiden (er wusste ja nicht wann die Flut zu Ende war ehe das Boot strandete) und gleichzeitig dadurch die Stabilität, die die Steine ja unterstützen sollten (so die Theorie darüber), zu verlieren; es war noch einiges an Wegstrecke zurück zu legen.
Noch dazu hätte Noah sehr schnell sein müssen, liegen doch alle Steine unmittelbar nebeneinander. Das ist nicht machbar. Und eine Frage zu guter Letzt: Warum hätte er die Steine überhaupt abschneiden sollen? Er hätte sie auch hängen lassen können.
Auch ist der Fundort dieser Steine mindestens 200m tiefer als der Ort der möglichen Landestelle der Arche. Sollten die Steine auf Grund des Absinkens des Wassers abgerissen worden sein, da sie am Grund schleiften, ist es bei einer solchen Länge des Befestigungsseils fraglich, inwieweit sie als Stabilisatoren für das Boot überhaupt nützlich gewesen wären. Und wie wir schon festgestellt haben, die Bibel erwähnt sie nicht. Wäre Noah selbst auf die Idee gekommen, Ankersteine mit 200m langen Seilen an sein Boot zu befestigen? Und falls die Arche auf dem Berg Ararat landete wäre das ein Höhenunterschied von etwa 3500 Meter; und dies wäre absurd!
Die Kreuze sollen von Menschen als Andenken an die acht Personen an Bord der Arche in die Steine geritzt worden sein. Woher hätten diese Menschen diese Information, gibt es doch keinerlei Aufzeichnungen in der Geschichte die "Ankersteine der Arche" dokumentieren würden; selbst in der Bibel nicht?
Mein persönlicher Gesamteindruck lässt mich zu dem Schluss kommen, dass es sich um nichts anderes als einen armenischen Friedhof mit Grabsteinen handelt und nichts mit Noahs Boot zu tun hat.
Dieses versteinerte Holzteil ist ebenfalls kein Ankerstein. Er musste jedoch einmal in aufrechter Position gestanden sein.
Es wird theoretisiert, dass es sich um einen Teil der Abdeckung der Arche handelt, die Noah entfernte als er den Raben und die Tauben fliegen ließ um zu sehen, ob sich schon trockenes Land gebildet hat.
Der biblische Bericht sagt jedoch, dass Noah die Abdeckung am Boot erst wegnahm als er bereits gelandet war und nicht während des Weges. Da die Fundstelle der Steine und die von "Nuh'un Gemisi" etwa 30km entfernt sind, passt es nicht zusammen.
Zudem, weshalb sollte Noah ein Stück versteinertes Holz als Abdeckung verwenden und nicht normales Holz wie für den Rest des Bootes?
Im Hintergrund kann man das Dorf Sagliksuyu erkennen.
"Und die Arche ließ sich auf dem Gebirge Ararat nieder am siebzehnten Tag des siebten Monats." 1.Mose 8:4
"Und es geschah nach Verlauf von 40 Tagen, dass Noah das Fenster an der Arche öffnete, das er gemacht hatte." 1.Mose 8:6
Das Teil konnte auch nicht mit dem Wasser hingebracht worden sein da das Wasser der Flut bereits am abtrocknen war. Noch dazu ist der Stein ziemlich unförmig und birgt auch keinerlei Hinweis für die Hypothese einer Fensterabdeckung.
Mein Eindruck ist, dass es sich ebenfalls um einen alten Grabstein handelt.
Aber es gibt noch weiter Funde und Bestätigungen die mich überzeugten, dass es sich um Grabsteine handelt:
1. Bestätigung:
Gemäß eine Legende gab es einen Mönch mit dem Namen Jakob der im 4.Jhd. den Berg Ararat bestieg um die Arche zu finden. Er soll ein Holzteil gefunden haben und mutmaßte, dass dieses von der Arche stammte. Am Fundort, am nördlichen Teil des Berges, wurde ein Kloster mit dem Namen Akori errichtet.
Auch heute noch kann man an dieser Stelle einen armenischen Friedhof finden. Beide, das Kloster und ein nahegelegenes Dorf, wurden bei einem Erdbeeben am 2. Juli 1840 zerstört.
Unter diesen Grabsteinen gibt es auch solche mit Löchern und alle haben Kreuze eingraviert, jedoch wesentlich aufwendiger gestaltet als jene in Sagliksuyu.
Oft sieht man ein großes Kreuz in der Mitte und in jeder Ecke ein kleineres Kreuz. Man findet diese in ganz Armenien und sogar in Jerusalem. Die charakteristische Form des Kreuzes, an den vier Enden mit jeweils zwei kleinen Ausläufern, ist in all den Steinen, in Akori als auch in Sagliksuju, identisch. Diese Steine werden Chatschkar genannt; und dies wiederum ist der Name für armenische "Kreuzsteine".
Und auch hier gibt es die Hypothese, dass die Löcher in den Steinen für den Transport vom Steinbruch zum letztgültigen Standpunkt Verwendung fanden, indem diese mit Seilen gezogen wurden.
2. Bestätigung:
Im Van-See gibt es eine kleine Insel, genannt Akdamar, auf der um 1000 n.Chr. eine armenische Kirche errichtet wurde. Diese Insel befindet sich etwa 300 km westlich vom Berg Ararat.
Interessant ist hier weniger die Kirche als das was sich hinter dem Gebäude befindet. Dort ist nämlich ebenfalls ein alter, armenischer Friedhof und die Grabsteine sind auf die gleiche Art und Weise gestaltet wie jene beim Ararat. Die eingeritzten Kreuze sind identisch mit denen auf den Steinen in Sagliksuyu. Auch hier befindet sich oft ein größeres Kreuz das von kleineren umgeben ist.
Sieht man sich alle Bilder dieser Steine gemeinsam an ohne deren Fundort zu kennen würde man sie alle als Ankersteine ansehen und dem "Tal der Acht" zurechnen.
Warum haben diese Steine keine Löcher? Nun, sie wurden direkt auf der Insel gehauen oder gesammelt, sie mußten nicht über große Strecken transportiert werden.
Bilder 128 - 134, ©Erwin Komarek 2012
Die Hypothese, dass Menschen von der Herkunft der Steine als Ankersteine der Arche gewusst haben und sie deshalb mit Kreuzen versehen haben wird somit haltlos.
Ansonsten hätten diese Menschen Kenntnis von diesen Stein auf dieser Insel haben müssen um diese zu beschriften. Die "Ankersteine" wären somit genau auf dieser winzigen Insel gelandet, 300km von den anderen Steinen entfernt. Noch dazu hätte es die Insel beim Ende der Flut und dem darübergleiten der Arche höchstwahrscheinlich noch gar nicht gegeben. Und zufälligerweise ist heute gerade diese Insel sichtbar!
Und weshalb wurden hier nur einige Steine "abgeladen" und die übrigen Steine beim Ararat?
Links sehen Sie Schriftzeichen die auf einem der Grabsteine in Sagliksuyu zu sehen sind.
Rechts ist eine Inschrift auf Armenisch aus dem Jahr 1884 die uns denselben Schrifttyp zeigt und die sich auf der Insel Akdamar befindet. Ein klarer Beweis, dass auch der Friedhof beim Ararat armenische Wurzeln hat.
Hier sind ähnliche Schriftzeichen auf einem der Steine bei der armenischen Kirche.
Leider habe ich keine Übersetzung dieser Steine gefunden. Falls jemand eine solche besitzt, würde ich mich um Mithilfe sehr freuen.
3. Bestätigung:
In Armenien gibt es einen Ort der Karahunj-Zorats Karen genannt wird. Hier finden wir etwa 223 Steine die ähnlich gestaltet sind wie jene in der Türkei. Diese Steine sind ohne Kreuze, aber 80 von ihnen haben oben ein Loch, genau so, wie bei einigen den Steinen in Sagliksuyu.
Der Zweck dieser Steine ist unbekannt. Spekullationen gehen einerseits dahin, dass sie einem heidnischen Kult dienten; andere meinen, dass diese Steine mit den Löchern für astronomische Beobachtungen aufgestellt wurden.
Es kann somit sehr gut sein, da es in Sagliksuyu ebenfalls Steine mit Löchern aber ohne Kreuze gibt, dass diese ursprünglich denselben, unbekannten Zweck dienten wie jene Steine in Karahunj-Zorats Karen und erst später als Grabsteine Verwendung fanden.
Ein weiterer Fund der gemacht wurde ist dieser Grabstein der sich auf acht Personen bezieht und wo wahrscheinlich eine der vier dargestellten Frauen begraben wurde. Er wurde ebenfalls im Tal der Acht in der Nähe der "Ankersteine" gefunden.
Leider wurde dieses Grab nach Publikmachen von Unbekannten geplündert und der Stein entfernt. Das Ausmaß der Grube in dem der Sarg bestattet wurde würde darauf schließen lassen, dass die Person die begraben wurde an die 3 Meter groß war.
Dies ist die einzige Aufnahme von diesem Grab in seinem ursprünglichen Zustand. Sie wurde ebenfalls von Ron Wyatt gemacht. Eine genaue Recherche über den Wahrheitsgehalt dieser obigen Angaben ist somit nicht mehr zu machen.